Im Interview mit GEW

Dynamik und Perspektiven für UV-LED

Das GEW-Team feiert die Markteinführung der Modelle AeroLED2 und LeoLED2 auf der Labelexpo Americas 2024 (Quelle: GEW)
Das GEW-Team feiert die Markteinführung der Modelle AeroLED2 und LeoLED2 auf der Labelexpo Americas 2024 (Quelle: GEW)

UV-LED-Härtung gilt als Schlüsseltechnologie für mehr Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Prozesssicherheit im Etikettendruck. GEW zählt zu den führenden Anbietern und hat in den letzten vier Jahren rund 500 Anlagen im deutschsprachigen Raum auf LED umgerüstet. Im Gespräch gibt Bernd Prattl, Geschäftsführer der GEW D-A-CH GmbH, Einblicke in aktuelle Entwicklungen, Markttrends und technologische Highlights.

Bernd Prattl, Geschäftsführer GEW D-A-CH
Bernd Prattl, Geschäftsführer GEW D-A-CH

Herr Prattl, können Sie GEW kurz vorstellen?

Anzeige

Bernd Prattl: GEW entwickelt und produziert Quecksilberbogen- und UV-LED-Härtungssysteme für die Druck-, Beschichtungs- und Herstellungsindustrie. Mit Hauptsitz in Großbritannien, einer Tochtergesellschaft in den USA und einer Niederlassung in Deutschland, unterstützt das Unternehmen einen internationalen Kundenstamm mit Vertrieb, Service und Kundendienst weltweit. weltweit. GEW wurde im März 1991 von Gillian und Malcolm Rae gegründet, um dem Schmalrollen-Etikettendruckmarkt kompakte, effiziente luftgekühlte UV-Härtungssysteme zur Verfügung zu stellen.

Die Nachfrage an UV-LED-Systemen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Wie hat sich das bei GEW im deutschsprachigen Markt sichtbar gemacht?

Prattl: Wir haben die großen Player im Etikettenmarkt alle auf LED umgebaut. Der größte Umbau war bei der All4Labels Gruppe mit über 70 Maschinen. Im Gesamten D-A-CH Bereich haben wir in den letzten 4 Jahren ca. 500 Druckmaschinen auf LED umgebaut.

Wie weit ist der deutsche Markt im Vergleich zu anderen Märkten, was Einsatz und Entwicklung von UV-LED-Technologien betrifft?

Prattl: Im Bereich Offsetdruck ist Deutschland kein UV-Markt – es gibt nur wenige Installationen. Im Flexobereich und damit auf dem Etikettenmarkt wird die UV-Technologie flächendeckend auch in Deutschland eingesetzt. Hier sehe ich Deutschland sogar als Vorreiter, da wir die meisten Umrüstungen von klassischem UV auf LED gemacht haben. Wenn man sieht, dass die Heidelberg Gruppe mit Gallus den UV-LED-Inkjet vorantreibt, ist ganz klar zu erkennen: Die Technologie wird durch deutsche Unternehmen vorangetrieben. Wir als Partner der Heidelberg Gruppe dürfen hier mitwirken und unser ganzes Know How mit einbringen. Diese Partnerschaft ist einmalig.

Was sind GEWs jüngsten Entwicklungen im Bereich UV-LED-Härtung und wodurch heben sie sich gegenüber anderen Lösungen ab?

Prattl: Die LED-Anlagen müssen leistungsstärker werden, da die Farben und Lacke neuen Regularen bevorstehen. Mit Aero2 mit einer Leistung von 26W/cm² haben wir nun bei luftgekühlten Anlagen für den Labelbereich genug Leistung, um die heutigen Farben und Lacke zu trocknen. Sollten Kunden sehr spezielle Anforderungen haben und höhere Leistungen benötigen können wir das LeoLED2 mit einer Leistung bis zu 44W/cm2 verwenden.

Welche Entwicklungen und Investitionen im Bereich UV-LED werden bei GEW zukünftig verstärkt und vor welchen Herausforderungen stehen Sie dabei?

Prattl: Die Entwicklung bei den LEDs geht in den kurzwelligen Bereich. Dies ist im Moment die größte Herausforderung, aber wir sind bereits auf einen guten Weg. Die kurzwelligen LEDs haben noch etwas weniger Leistung und sind auch in der Anschaffung teurer als die LEDs, die bereits im Einsatz sind. Es müssen dann auch die Farben und Lacke angepasst werden. Inwieweit dies möglich ist, kann man heute noch nicht sagen. Aber da man im klassischen UV schon immer mit kurzwelligen Photoinitiatoren gearbeitet hat, sollte dies möglich sein.

Können Sie ein konkretes Anwenderbeispiel im deutschsprachigen Raum nennen, bei dem die Umstellung auf UV-LED Wettbewerbsvorteile geschaffen hat?

Prattl: Ein gutes Beispiel ist die Permapack AG in der Schweiz. Das Unternehmen hat mitgeteilt, dass sie die gleichen Produkte wie vorher produzieren – durch die neuen Anlagen nun mit der Möglichkeit, dies in größeren Mengen, schneller und mit geringeren Energiekosten zu tun. Das Unternehmen hebt insbesondere die niedrigen Energiekosten und die höhere Produktivität hervor.

Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten: Welche dokumentierten Einsparpotenziale konnten Sie bei typischen Anwendungen nachweisen?

Prattl: Der Energiebedarf von klassischem UV ist viel zu hoch und kann nicht mehr reduziert werden. Der große Vorteil von LED ist nicht nur die Energieeinsparung: Es wird kein Quecksilber mehr eingesetzt und damit ist auch keine Ozonabsaugung mehr nötig. Auch bei den Verbrauchsmaterialen hat LED einen großen Vorteil gegenüber der klassischen UV-Anwendung. Eine LED-Anlage hat eine Laufleistung von bis zu 40.000 Stunden.

Anhand von Messdaten konnt der elektrische Energiebedarf für den Trocknungsprozess mit UV- und LED-Beleuchtung hochgerechnet werden. Dies Messung hat die Firma Thüringer Papierwarenfabrik C.Schröter GmbH & Co KG durchgeführt. Aus den Daten ergibt sich eine Reduzierung des elektrischen Energiebedarfs von ca. 46,25 %. Bei einer Anlage mit 10 Farben und einem dreischichtigen Betrieb ergibt sich so eine Energieeinsparung von 71.718 kWh/a.

Ergebnisse aus der Messung des elektrischen Energiebedarfs:

  Einheit UV LeoLED
Mittlere Leistung Trocknung kW 2,58 0,68
Mittlere Leistung Trocknung kW 0,70
Gesamtleistung kW 25,85 1,39
Produktionszeit h/a 6.000 6.000
Elektrischer Energiebedarf kWh/a 155.076 83.358
Reduzierung el. Energiebedarf % 46,25

Welche übergeordneten Ziele hat GEW für die kommenden drei Jahre priorisiert, speziell für den deutschsprachigen Raum?

Prattl: Unsere kurzfristige Priorität ist die Fertigstellung unserer neuen, hochmodernen Produktionsstätte in Crawley, England. Diese mehrere Millionen Euro teure Anlage wird im Herbst 2025 in Betrieb genommen und ermöglicht es GEW, die weltweit steigende Nachfrage nach unseren Modellen AeroLED2 und LeoLED2 zu bedienen. Zusammen bieten diese beiden Produkte eine perfekte UV-LED-Härtungslösung für eine Vielzahl von Anwendungen.

Als weiteres Ziel möchten wir potenzielle Nutzer unserer UV-LED-Systeme informieren und aufklären, um das Bewusstsein für die zahlreichen Vorteile von LED zu schärfen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit AeroLED2 und LeoLED2 zwei weltweit führende Produkte haben. Es ist entscheidend, dass wir diese Produkte allen potenziellen Anwendern unabhängig von Standort und Anwendungsgebiet bekannt machen.

Letztendlich möchten wir weiterhin innovativ bleiben und UV-Härtungstechnologien einführen, die nicht nur von unserer Branche benötigt werden, sondern auch einen bedeutenden Fortschritt im UV-Härtungsprozess darstellen.

Die neue Produktionsstätte in Crawley, England. Die mehrere Millionen Euro teure Anlage wird im Herbst 2025 in Betrieb genommen. Damit soll die weltweit steigende Nachfrage nach den Modellen AeroLED2 und LeoLED2 bedient werden (Quelle: GEW)
Die neue Produktionsstätte in Crawley, England. Die mehrere Millionen Euro teure Anlage wird im Herbst 2025 in Betrieb genommen. Damit soll die weltweit steigende Nachfrage nach den Modellen AeroLED2 und LeoLED2 bedient werden (Quelle: GEW)