Passen Sie auf sich auf und lassen Sie auch mal andere reden

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Die Zeiten werden rauer und auch der Ton um uns herum. Spüren Sie das auch? Egal ob an der Supermarktkasse, im Sportverein oder im täglichen Kunden- oder Mitarbeitergespräch. Unsere aktuelle wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche Situation zeigt uns auf, wie verwundbar wir als Wirtschaft und als Mensch sind. Noch vor wenigen Monaten war für uns „Global to Local“ trendy und Themen wie Digitalisierung, New Work und Sustainabillity gehörten einfach dazu. Von Thorsten Saathoff*

In den letzten Monaten ist uns schmerzlich bewusst geworden, wie tief das Leben jedes Menschen von wirtschaftlichen Prozessen und von ökonomischem Handeln und Denken geprägt ist. Wir arbeiten, konsumieren, kaufen Material und verkaufen Etiketten und Verpackungen, investieren in Maschinen und sind den wirtschaftlichen Handlungen Dritter ausgesetzt. Corona ist noch immer präsent und wir erholen und gewöhnen uns allmählich. Dann kommt der Ukraine-Krieg, das Energieproblem und die Klimakatastrophe wird immer präsenter. Und alles hat letztendlich etwas mit der Wirtschaft zu tun.

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Moral und Werte vergessen?

Diese, für uns in den westlichen Industriestaaten, noch nie in solch geballten Form dagewesene Situation lässt uns manchmal Werte, Ethik und Moral vergessen. Merken Sie auch, dass Gespräche mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Vorgesetzten eine andere Qualität bekommen haben? Ich finde das sollten wir nicht zulassen.

In der Etiketten-Labels 2/2022 habe ich mir Gedanken über das Thema Fachkräftemangel gemacht. Oder besser, wie halte ich meine Mitarbeiter bei mir und wie motiviere ich sie? Sicher nicht mit Mindestlöhnen, unbezahlten Überstunden, Leistungsdruck … Dies scheint nun leider auch bei uns in der Branche, vereinzelt und zum Glück bisher selten, angekommen zu sein. Bewahren Sie sich trotz oder gerade während dieser Zeit Ihre über die Jahre aufgebaute Vertrautheit und Ethik gegenüber Ihren Kunden und Mitarbeitern. Reden Sie respektvoll miteinander und vermeiden Sie unnötige Spannungen.

In den letzten Monaten ist uns schmerzlich bewusst geworden, wie tief das Leben jedes Menschen von wirtschaftlichen Prozessen und von ökonomischem Handeln und Denken geprägt ist.

Das Ergebnis einer Analyse des Institutes für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) hat deutlich gezeigt, gerade im digitalen Zeitalter und in Krisen ist die Kommunikationsfähigkeit einer der wichtigsten Führungskompetenzen, gefolgt von einem echten Interesse an Menschen und Mitarbeiterorientierung.

Meeting-Kultur einführen

Ich möchte einige Grundsätze an einem Beispiel verdeutlichen: unser geliebtes Meeting. Führen Sie eine Meeting-Kultur ein. Das Meeting beginnt schon bei der innerlichen und äußerlichen Vorbereitung. Sorgen Sie dafür, dass alle Teilnehmer pünktlich sind. Stellen Sie Smartphones auf lautlos und legen Sie diese unerreichbar zur Seite, um gelegentliches „checken“ zu vermeiden. Seien Sie mit der ganzen Aufmerksamkeit beim Thema, gedanklich und körperlich. Nichts ist unangenehmer als ein Gegenüber, welcher schon allein durch seine Körperhaltung ein Desinteresse signalisiert.

Laden Sie nicht zu viele Mitarbeiter zu einem Meeting ein. Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, hat es auf eine einfache Formel gebracht. Lade nie mehr Mitarbeiter zu einem Meeting ein, als du mit zwei Pizzen satt kriegen kannst („Zwei-Pizza-Regel“). Bei zu vielen Teilnehmern besteht die Gefahr, dass die Fokussierung verloren geht. Man fühlt sich in der Menge unbeobachtet.

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Ausreden lassen

Lassen Sie die Mitarbeiter ausreden und unterbrechen Sie sie nicht. Sie können sich sicher sein, wer oft unterbrochen wird, wird sich in seinen Beiträgen in Meetings zukünftig zurückhalten. „Wenn du redest, wiederholst du nur das, was du schon weißt. Wenn du aber zuhörst, kannst du Neues lernen“ sagt der Dalai Lama. Produktivitätskiller Nr. 1 in Meetings sind geistige Abwesenheit, fehlendes Selbstwertgefühl oder nicht vorhandene Sicherheit im Meeting. Sie können sich sicher vorstellen, was an wichtigen Informationen und Ideen dadurch verloren geht.

Ziele klar und deutlich formulieren

Formulieren Sie Ihre Ziele klar und deutlich. Die Agenda soll verständlich in Stichpunkten sein und einen Zeitrahmen vorgeben. Bennen Sie ruhig in einer größeren Runde einen „Time-Keeper“ der darauf achtet, dass die angesetzte Zeit nicht maßlos überzogen wird.

Lade nie mehr Mitarbeiter zu einem Meeting ein, als du mit zwei Pizzen satt kriegen kannst („Zwei-Pizza-Regel“).
Jeff Bezos, Gründer Amazon

Feedback ist wichtig und sollte immer angemessen, zeitnah und konstruktiv sein. Eine Studie der Amadeus Fire GmbH bestätigt, je zufriedener Mitarbeiter mit der Feedback Kultur sind, desto zufriedener sind sie auch mit Ihrer Arbeit. Dies gilt auch, oder gerade, für Meetings.

Lehnen Sie sich für einige Minuten zurück und beantworten Sie für sich die folgenden Fragen:

  • Wie gehen Sie mit Ihren eigenen Ressourcen in Meetings um?
  • Wie bereiten Sie sich auf ein Meeting vor?
  • Lassen Sie andere Meinungen zu und lassen Sie andere ausreden?
  • Sind Sie achtsam und focussiert?
  • Sind Ihre Ziele immer für alle verständlich und klar formuliert?

Baustein zum erfolgreichen Unternehmen

Abschließend sei zu sagen, dass eine offene Meeting-Kultur ein weiterer Baustein zu einem erfolgreichen Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern sein kann. Es ist auch eine große Chance, Mitarbeiter langfristig in Krisenzeiten an das Unternehmen durch Wertschätzung zu binden. Lassen Sie auch einmal andere reden! Vielleicht ein kleiner Denkansatz, sich auf das nächste Meeting etwas anders vorzubereiten. Die Menschen in Ihrem Unternehmen werden es Ihnen danken.

Thorsten Saathoff*Thorsten Saathoff Techniker, Betriebswirt und Coach. Er ist seit über 30 Jahren in der Grafischen Industrie und heute Geschäftsführer der Nilpeter GmbH, Minden.