Etikettendruckerei Thüringer Papierwarenfabrik C. Schröter

Premiere: Erste Druckerei nach ProzessStandard Flexodruck (PSF) zertifiziert

Stolz auf die weltweit erste PSF-Zertifizierung (v. l.): Torsten Dreke (Geschäftsführer), Christian Schröter (Geschäftsführender Gesellschafter) und Marco Biedermann (Finanzen und Personal/Prokurist)(Quelle: Etiketten-Labels)
Stolz auf die weltweit erste PSF-Zertifizierung (v. l.): Torsten Dreke (Geschäftsführer), Christian Schröter (Geschäftsführender Gesellschafter) und Marco Biedermann (Finanzen und Personal/Prokurist)(Quelle: Etiketten-Labels)

Die Thüringer Papierwarenfabrik C. Schröter GmbH & Co. KG ist die weltweit erste Druckerei, die von der Fogra nach dem neuen ProzessStandard Flexodruck (PSF) zertifiziert wurde. Etiketten-Labels hat das Etikettendruck-Unternehmen in Mühlhausen (Thüringen) besucht und Christian Schröter (Geschäftsführender Gesellschafter), Torsten Dreke (Geschäftsführer), Marcus Schieke (Leiter Flexodruck) sowie Stefan Rößler (Leiter Druckvorstufe/Digitaldruck) zur Einführung des ProzessStandards Flexodruck befragt.

Etiketten-Labels: Ihre Druckerei gehört zu den ältesten Unternehmen in Deutschland. Sie haben ja bald ein Firmenjubiläum.
Christian Schröter: Ja, wir sind jetzt 149 Jahre alt und noch immer in Familienbesitz. So alt wird man nur, wenn man Tradition mit moderner Technologie verbindet. Am 17. Oktober 2025, also an unserem 149. Geburtstag, fand auch die PSF-Zertifizierung statt. Zufällig, aber ein schönes Datum, das Geschichte und Zukunft verbindet.

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Etiketten-Labels: Wie kam es zur Flexodruck-Zertifizierung?
Torsten Dreke: Wir haben uns schon länger gefragt, warum es im Flexodruck keinen Standard wie PSO oder PSD gibt und waren diesbezüglich mit der Fogra in Kontakt. Als die Fogra uns dann letztes Jahr fragte, ob wir beim neuen ProzessStandard Flexodruck mitwirken und Alphatester sein wollen, war es für uns sofort klar, dass wir mitmachen würden.

Christian Schröter: Solche Meilensteine zeigen, wie sich ein Unternehmen entwickelt. Mit dem PSF starten wir ins 150. Jubiläumsjahr – das ist symbolisch stark und ein Signal an Kunden, Lieferanten und Mitarbeitende.

Etiketten-Labels: Warum macht die Zertifizierung nach PSF für Ihr Unternehmen Sinn?
Torsten Dreke: Solch eine Zertifizierung bringt jedes Unternehmen auf ein höheres Niveau. Ich weiß, wie stark eine Standardisierung die Qualität und die Reproduzierbarkeit verbessert.

Christian Schröter: Noch ist der PSF neu und für Kunden noch nicht so wichtig wie der IFS (International Featured Standard), aber unsere PSF-Zertifizierung zeigt den Einkäufern, dass wir bereit sind, voranzugehen. Wir wollten bewusst diesen Weg gehen, weil Kunden immer wieder nach Vergleichbarkeit gefragt haben. Diese Zertifizierung ist ein Fundament für unsere weitere Entwicklung.

Marcus Schieke: Wir kamen von unserem eigenen Hausstandard, da war der Schritt zur Fogra-Zertifizierung eigentlich logisch. Von der ersten Anfrage bis zur Zertifizierung hat es rund eineinhalb Jahre gedauert.

Etiketten-Labels: Wie eng waren Sie in die Entwicklung des PSF eingebunden?
Torsten Dreke: Sehr eng. Bei der Entwicklung dieses ProzessStandards bezog die Fogra ja auch Partner aus der Lieferindustrie mit ein. Auf Druckereienseite ist außer uns noch eine weitere Druckerei beteiligt. Wir haben also nicht nur das Regelwerk angewendet, sondern auch mitgestaltet. Auf diesen Input sind wir stolz. Das hat uns außerdem enorm geholfen, unsere internen Abläufe nochmals neu zu bewerten und weiterzuentwickeln.

Etiketten-Labels: Der Flexodruck hat prozessbedingt mehr Variablen als der Offset. Farbtreue ist hier ein Thema. Wie lässt sich das dennoch standardisieren?
Torsten Dreke: Wir haben mit einem Material begonnen – Papier. Anders geht es zunächst nicht. Das Thema Materialvielfalt ist die größte Herausforderung, aber wir sehen das als offenen Prozess.

Stefan Rößler: Was auch noch wichtig ist: Unsere Kunden liefern ihre Daten meist nach PSO-Standard. Die Agenturen wissen nämlich oft gar nicht, dass Flexo und Offset unterschiedlich sind. Deshalb war klar, dass wir uns an PSO bzw. FOGRA39 anlehnen müssen, um die Kompatibilität zu wahren.

Als erste Druckerei wurde die Thüringer Papierwarenfabrik C. Schröter GmbH & Co. KG nach dem ProzessStandard Flexodruck zertifiziert. Am 17. Oktober überreichte die Fogra das Zertifikat (v. l.): Marcus Schieke und Marcel Grasse (Thüringer Papierwarenfabrik), Jürgen Gemeinhardt (Fogra), Stefan Rößler und Marcus Jung (Thüringer Papierwarenfabrik).

Als erste Druckerei wurde die Thüringer Papierwarenfabrik C. Schröter GmbH & Co. KG nach dem ProzessStandard Flexodruck zertifiziert. Am 17. Oktober überreichte die Fogra das Zertifikat (v. l.): Marcus Schieke und Marcel Grasse (Thüringer Papierwarenfabrik), Jürgen Gemeinhardt (Fogra), Stefan Rößler und Marcus Jung (Quelle: Thüringer Papierwarenfabrik)
Als erste Druckerei wurde die Thüringer Papierwarenfabrik C. Schröter GmbH & Co. KG nach dem ProzessStandard Flexodruck zertifiziert. Am 17. Oktober überreichte die Fogra das Zertifikat (v. l.): Marcus Schieke und Marcel Grasse (Thüringer Papierwarenfabrik), Jürgen Gemeinhardt (Fogra), Stefan Rößler und Marcus Jung (Quelle: Thüringer Papierwarenfabrik)

Etiketten-Labels: Der PSF orientiert sich also an bestehenden Standards.
Stefan Rößler: Ja. PSF orientiert sich an FOGRA39, also an den ISO Coated v2-Farbraum. FOGRA51/52 sind derzeit noch nicht berücksichtigt. Im Flexo ist die Wiedergabe heller Tonwerte – die sogenannten Lichterpunkte – technisch schwieriger. Unser erster druckender Punkt liegt etwa bei fünf Prozent. Das berücksichtigen wir durch angepasste Daten oder alternative Rasterverfahren wie Hybrid-Raster. Wenn Kunden ihre Daten im Profil ISO Coated v2 liefern, erzielen wir sehr gute Ergebnisse.

Etiketten-Labels: Wie lief die eigentliche Zertifizierung ab?
Marcus Schieke: Zuerst wurde an einem Tag ein Fingerprint-Andruck erstellt, der anschließend bei der Fogra messtechnisch ausgewertet wurde. Vier Wochen später erfolgte bei uns ein Wiederholungsdruck, um die Farborte zu bestätigen – zunächst auf Papier und zusätzlich mit Sonderfarben. Beim PSF schafft man sich seine Referenz selbst, im Gegensatz zum PSO, wo fixe Werte vorgegeben sind.

Etiketten-Labels: War das schwierig umzusetzen?
Torsten Dreke: Ja, wir haben uns intensiv darauf vorbereitet. Das war kein Projekt, das man mal eben umsetzt. Wir haben viel Zeit an der Druckmaschine und in der Vorstufe investiert. Im Vergleich zum Offset war es für uns anspruchsvoller, weil wir Neuland betreten haben.

Christian Schröter: Ohne den Einsatz unserer Mitarbeiter wäre das nicht möglich gewesen. Mehrere Samstagsschichten waren nötig – das ging nur mit dem großem Engagement und der Begeisterung unseres Teams.

Etiketten-Labels: Was meinen Sie, wie wird die Branche auf den neuen Standard reagieren?
Torsten Dreke: Es wird sicher Diskussionen geben, wie damals beim PSO. Aber das ist gut – solche Debatten treiben die Industrie voran. Ich hoffe, dass der PSF, der sich ja auch noch weiterentwickeln wird, bald breite Akzeptanz findet. Der PSF ist ein logischer Schritt in einer Zeit, in der Kunden Nachvollziehbarkeit und Reproduzierbarkeit erwarten.

Etiketten-Labels: Wie lange wird es vermutlich dauern, bis sich der PSF etabliert?
Torsten Dreke: Vermutlich ein bis zwei Jahre, bis sich das Thema herumspricht. In fünf Jahren, schätze ich, wird ein großer Teil der Branche eingestiegen sein.

Christian Schröter: In den letzten Jahren sehen wir eine zunehmende Konsolidierung im Markt. Konzerne werden den PSF sicher schnell übernehmen, weil sie Reproduzierbarkeit zwischen Standorten fordern. Mittelständler werden etwas länger brauchen. Für sie ist entscheidend zu verstehen, welchen Mehrwert der Standard bringt. Hier ist auch der Vertrieb gefragt, den Nutzen zu vermitteln.

Etiketten-Labels: Wenn sich nun Flexodruckereien überlegen, ob Sie eine Zertifizierung nach PSF anstreben sollten: Welche Hauptargumente sprechen aus Ihrer Sicht dafür?
Torsten Dreke: Drei Dinge: Erstens überprüft man die eigenen Prozesse, Materialien und Platten. Zweitens erhöht man die Qualität und somit die Kundenzufriedenheit. Drittens schafft man Nachvollziehbarkeit – ein wichtiger Punkt bei etwaigen Reklamationen. Kunden wollen sicher sein, dass ihr Druckpartner die Qualität im Griff hat. Die neutrale Bewertung durch die Fogra schafft hier Vertrauen.

Marcus Schieke: Und intern sorgt allein schon die Vorbereitung auf den PSF für klarere Abläufe zwischen den Abteilungen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Etiketten-Labels: Ihr Unternehmen lässt sich neben dem PSF auch nach IFS (International Featured Standard) zertifizieren. Warum auch noch dieser Standard?
Torsten Dreke: Weil wir stark in der Lebensmittelindustrie aktiv sind. Dort erwarten Kunden eine IFS-Zertifizierung. Dem wollen wir uns stellen. Damit werden wir – soweit wir wissen – auch die erste deutsche Etikettendruckerei mit IFS-Zertifikat sein. Für uns ist das ein Ausdruck von Innovationskraft und Offenheit gegenüber dem Markt. Statt uns über neue Regeln zu beschweren, haben wir entschieden, Teil dieses Systems zu sein.

Etiketten-Labels: Sie haben vorhin die Rolle des Vertriebs angesprochen. Präsentieren Sie Ihr Unternehmen auch auf Messen?
Christian Schröter: Ja, wir waren in diesem Jahr auf Fachpack, Fruit Logistica und Cosmetic Business vertreten und werden auf weiteren Messen ausstellen. Das bringt uns den direkten Kundenkontakt. In der Online-Kommunikation ist mittlerweile vieles gesättigt, Einkäufer sind schwer erreichbar. Messen liefern konkrete Leads und stärken den persönlichen Austausch.