Serie - So sehe ich das

Digitalisierung – Sein oder Nichtsein

Dr. Johannes Wareka; Geschäftsführer Marzek Etiketten+Packaging (Quelle: Marzek)
Dr. Johannes Wareka; Geschäftsführer Marzek Etiketten+Packaging (Quelle: Marzek)(Photo Credit: Franz Gleiß)

Dr. Johannes Michael Wareka, Marzek Etiketten+Packaging, zur Problematik der optimalen Digitalisierung.

Zwischenzeitlich ist allen bewusst, dass Digitalisierung kein Projekt mit einem Start und einem Ende ist, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der immer komplexer wird und der einen ständig wachsenden Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg – Sein oder Nichtsein – von Unternehmen hat.

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Vernetzung

Digitalisierung dringt in alle Bereiche vor: Begonnen hat es einmal im Rechnungswesen, dann folgte die Auftragsbearbeitung mit ERP und Lagerhaltung. Zusätzlich haben sich Inseln in der grafischen Vorstufe und der Druckformenherstellung gebildet, die heute immer mehr Schnittstellen zur ERP-Software, zu Kunden, Lieferanten und den Produktionsmaschinen bieten.

Auch die Maschinenhersteller setzen heute nicht nur auf elektronische Steuerungen, sondern auf Computer, die in den Maschinen integriert sind.Diese können die Daten der Druckvorstufe verarbeiten, um sie für Grundeinstellungen als Unterstützung beim Rüstprozess beziehungsweise zum schnellen Start bei Wiederholungsaufträgen zu nutzen. Da die Produktivität und der integrierte Nutzen von Produktionsmaschinen heute bereits sehr stark von der vernetzten Software abhängig sind, sollten schon heute nicht nur Drucktechniker bei Maschineninvestitionen gefragt werden, sondern auch Verantwortliche für IT-Organisation, die sich mit der optimalen Integration in die bestehende IT-Infrastruktur beschäftigen.

Natürlich bieten moderne Druckmaschinen auch Schnittstellen zur Betriebsdatenerfassung und zum Echtzeit-Monitoring der Produktivität – sogar am Mobiltelefon abrufbar.Künstliche Intelligenz steckt ebenfalls in den Startlöchern, um Maschineneinstellungen automatisch optimal anzupassen. Schnittstellen nach außen zu Kunden, Lieferanten und Agenturen, EDI, drucktechnische Daten, automatische Bestellsysteme und Vendor Managed Inventory werden immer mehr genutzt.

Dabei entsteht auch jede Menge Big Data

„Daten als Währung der Zukunft“, „Daten sind das neue Gold“ – das sind Slogans, die wir alle schon gehört haben. Doch das massenhafte Sammeln von Daten alleine bringt gar nichts. Den Wert erhalten Daten nur durch sinnvolle gezielte selektive Auswertungen -> deren Interpretation -> die Nutzung als Unterstützung für Entscheidungen und schließlich die Umsetzung in konkrete gewinnbringende Aktionen.

Herausforderung Change Management

All diese potenziell sehr mächtigen neuen Werkzeuge, welche laufend weiterentwickelt werden und mit weiteren Bereichen zusammenwachsen, bringen natürlich nur dann etwas, wenn die Menschen sie beherrschen und richtig nützen.

Das erfordert einen kontinuierlichen Prozess der Veränderung innerhalb der Organisation. Aufbau- und Ablauforganisation müssen ganzheitlich betrachtet und ständig angepasst werden. Aufgaben wandern von einer Abteilung in eine andere und diese sind dann in der Besetzung und Qualifikation zu überdenken. Da kommen dann schnell die typischen kleinen psychologischen Probleme: „Warum soll ich jetzt auch noch die Arbeit von der anderen Abteilung machen, das ist ja alles nur Mehraufwand…“

Ganzheitliche Prozessoptimierung, laufende Schulungen und auch das empathische Eingehen auf die sensible Psyche vor allem von langjährigen Mitarbeitenden sind hier Erfolgskomponenten. Ständiges Zuhören und Optimieren. Dabei sollte man nicht übermäßig viel Zeit in die Analyse von jahrelangen Usancen stecken, sondern sich viel mehr ansehen, welche mehrfach bewährten Lösungen angeboten werden. Natürlich wird man die eierlegende Wollmilchsau nicht finden, aber man sollte sich auch hier mit einem guten Kompromiss zufriedengeben. Sonst wird man ewig ein Single bleiben.

Security – Vorbeugung – Desaster Recovery Planung

Security ist ein potenziell existenzgefährdendes Thema, das auch immer mehr zur Bedrohung des gesamten Unternehmens wird. Hier erwähnt sollen nicht nur die bereits allgemein bekannten Computerviren werden: wenn es jemand gezielt auf Ihr Unternehmen abgesehen hat, dann können Sie einen Angriff praktisch nicht verhindern: Es kommt eine Anfrage, mehrere Telefonate folgen und dann sendet man Ihnen die Daten mit der Bitte um ein Angebot. Schon haben Sie etwas im System, was sich ausbreitet und alle IT-Bereiche erfasst. Das sitzt dann im ERP-System, geht weiter ins Rechnungswesen, in die Vorstufe, zur Druckformenherstellung und bis in Ihre Druckmaschinen – ohne dass Sie es noch bemerken. Eines Morgens kommt der Anruf: Alle Systeme stehen, auch Vorstufe und Produktion, keine Kommunikation per Mail möglich…

Auf Risiken vorbereiten

Das ist beispielhaft nur ein Punkt, wo jemand bei Ihnen eindringen kann: Ein infizierter Kunde oder auch ein Lieferant, dessen Gerät oder Druckmaschine bei Ihnen steht und über Internet zB. zur Wartung, für Updates etc. mit ihm verbunden ist, kann Schadsoftware bringen. Sie haben dann die Option, Erpressern zu zahlen und zu hoffen, dass die dann Ihre Daten wieder freigeben, oder Sie können auch selbst versuchen, Ihr System wieder aufzusetzen. Beides kann Ihre Existenz gefährden.

Je mehr Sie sich dieser Risiken bewusst sind und je besser Sie darauf vorbereitet sind, umso besser sind die Chancen, so einen Angriff zu überstehen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten und Maßnahmen, Angriffsrisiken zu begrenzen und sich darauf bestmöglich vorzubereiten. Guter Tipp: setzen Sie nicht Ihre Existenz aufs Spiel und lassen Sie sich von Profis beraten.