Ein Jahr danach

Ökologie und Ökonomie in Kombination

Martin Voigt: "Das tiefe konzeptionelle Verständnis über Kundenwünsche und das technische Know How - z.B. beim Beherrschen der RFID-Themen - haben mich überzeugt."

Im letzten Jahr berichteten wir in der Etiketten-Labels 4-2020 ( August-Ausgabe, Seite 55) über Martin Voigt und seine ökologische Grundhaltung. Damals für den Digitaldruckmaschinenhersteller Mouvent als Repräsentant tätig, erläuterte er, dass er ein komplettes Jahr auf das Auto verzichtete und alle Termine mit öffentlichen Verkehrsmitteln absolvierte. Eine Aktion, die nicht nur für große Aufmerksamkeit bei den Lesern der Etiketten-Labels gesorgt hatte, sondern auch ein Stellenangebot nach sich zog. Wir sprachen ein Jahr danach mit ihm und wie das Leben heute aussieht.

Als wir 2020 mitten in der Hochphase der Pandemie darüber berichteten, dass Martin Voigt als Handelsvertreter komplett auf ein KFZ verzichtet und daher die öffentlichen Verkehrsmittel bevorzugt, sorgte dies nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern auch für Kopfschütteln. So mancher fragte, wie man in dieser Zeit mit den Öffentlichen unterwegs sein kann. Natürlich gehörte auch das Fahrrad zu den Fortbewegungsmitteln, welches durchaus auch das ein oder andere Mal im Zug mitreiste. Man kann sich vorstellen, wie so mancher Kunden verwundert dreinblickte, als Martin Voigt zum Gesprächstermin mit dem Fahrrad anreiste. Vorab gesagt, die Akzeptanz war sehr groß, und dass ein oder andere Mal auch Respekt für so viel Mut und Überzeugung.

Anzeige

Ein Jahr danach – wie sieht Ihre Situation heute aus?

Martin Voigt: Es hat sich einiges verändert. Sie sprachen es schon an. Mittlerweile bin ich für ein Netzwerk innovativer und ökologisch orientierter Unternehmen tätig, unter anderem für die Maschinenbaufirma Feldbaum + Vogt (F+V) in Lage. F+V machte schon sehr früh deutlich, dass auch im Bereich des Maschinenbaus innovative Technik und nachhaltige Produkte kein Widerspruch sein müssen.

Sie erwähnten einmal, dass Sie trotz der Tatsache, dass Sie im Etikettenbereich tätig sind und Maschinen für die Etikettenproduktion verkaufen, dennoch im ein oder anderen Fall auf Etiketten verzichten könnten. Wie kommt es dazu?

Martin Voigt: Ja, zunächst klingt das etwas kontraproduktiv. Ich denke jedoch, dass man heute grundsätzlich in vielen Branchen fragen sollte: „Warum tust Du, was Du tust?“ Bezogen auf den Etikettenmarkt heißt das: Warum druckst Du gerade diese Anwendungen zu welchem Zweck? Nur kurz eine Zahl dazu: Mittlerweile bestehen 40% unseres Straßenmülls aus Verpackungen für den kurzlebigen Verbrauch. Ich bin daher überzeugt von den 5R’s. Sie stehen für Refuse, Reduce, Reuse, Repurpose und Recycling. Damit lassen sich viele Fragen klären. Refuse steht für Vermeiden, also wo lassen sich Ressourcen einsparen, z.B. durch Direktdruck; Reduce steht für das Verringern, also z.B. von Material und Makulatur; Reuse steht für die Frage, was ich wiederverwenden kann; Repurpose, ob ich ein produziertes Gut einem neuen Zweck zuführen kann und Recyceln steht natürlich für das möglichst sortenreine Wiederaufbereiten eines Produktes. Für die Etikettenproduktion heißt das, dass ich beispielsweise funktionale Etiketten entwickle, die echte Mehrwerte bieten, entweder ein Kundenerlebnis oder zusätzliche Funktionen.

Kommen wir nochmal zu F+V. Was hat Sie zum Wechsel bewogen?

Martin Voigt: Als wir nach dem Artikel im letzten Jahr aufeinandertrafen, kamen wir sehr schnell zum Thema „Innovation im Maschinenbau“. Manche Kunden produzieren heute bereits sehr innovativ und vollautomatisiert vom Design bis zum Versand. Mit unserem Partnernetzwerk und F+V als Maschinenhersteller und Systemintegrator können wir dafür sorgen, dass Kunden preiswerter, schneller und einfacher produzieren können. Das tiefe konzeptionelle Verständnis über Kundenwünsche und das technische Know How – z.B. beim Beherrschen der RFID-Themen – haben mich überzeugt.

In Zeiten sinkender Mengen und Margen und immer kürzer erwarteten Lieferzeiten ist ja vor allem die Ressource Mensch unter Druck. Wir wollen Maschinen bauen und verkaufen, mit denen die Dienstleister Geld verdienen und dabei wichtige Ressourcen schonen. Es geht um nichts weniger als um die Simplifizierung von Arbeit.

Sie verwenden im Gespräch oft den Begriff „Best in One“. Was steckt dahinter?

Martin Voigt: Das Prinzip heißt Unabhängigkeit. Es gilt, für innovative Anwendungen des Kunden die optimale Maschine zusammenzustellen. Es ist egal, ob Trockentoner oder Inkjet, Laser oder Semirotation, Veredelung oder RFID. Es geht um Langlebigkeit, Modulbauweise und innovative Umsetzung. Das wiederum passt zu meiner Überzeugung der optimalen Kombination von Ökologie, Ökonomie, Funktion und Technologie.

Das klingt alles sehr positiv und daher wünschen wir viel Erfolg in der neuen Position. Natürlich werden wir verfolgen, ob und wie Ihre Forderungen künftig erfüllt werden.