Technik im Detail

ABG SRI 3 – Wickeln und Kontrolle auf höchstem Niveau          

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SRI3 mit Rotationsstanze und halbautomatischen Wickelautomaten (Quelle: ABG)

Zum anstehenden zehnten Geburtstag der Omega SRI Wickel- und Kontrollmaschine hat sich der deutsche Hersteller A B Graphic International ein Face Lifting gegönnt. In Anlehnung an das Erfolgsmodell von ABG, der Digicon 3, wurde der Name auf SRI3 geändert – von Klaus Nordlohne.

In neun Jahren seit der erstmaligen Produktvorstellung wurden über 600 SRI-Anlagen gebaut. ABG hatte sich schon immer mit dem Bau von Wickel- und Kontrollmaschinen beschäftigt. Zunächst im englischen Mutterhaus und bedingt durch den Boom für Digitaldruck-Weiterverarbeitungsmaschinen benötigte man den Platz und die Mitarbeiterressourcen für den Bau der erfolgreichen Digicon-Baureihe.

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Da eine große Zahl von Wicklern mit Kamerainspektionssystemen ausgestattet werden und die deutsche ABG-Tochter in Baesweiler das FleyeVision Kamerasystem entwickelt hatte, entschied man sich für diesen Standort als Geburtsstätte für die Omega SRI. Hinzu kommt der große Erfahrungsschatz im Bau von bidirektionalen Wicklern für die Pharmaetikettenherstellung, welcher ebenfalls in der deutschen Tochtergesellschaft vorhanden ist.

Trend inline

Zunächst sei die Frage gestattet, ob die klassische Wickel- und Kontrollmaschine nicht bereits ausgedient hat? Der Trend zum Inline-Betrieb der Druckmaschine mit einem vollautomatischen Kleinrollenwickler ist ungebremst. Des Weiteren hat sich die Druckqualität der analogen Druckverfahren sowie des Digitaldrucks stetig weiterentwickelt, so dass man der nachfolgenden Konfektionierung weniger Bedeutung zuteilwerden lassen kann.

Die oberste Priorität der Konstruktion der neuen SRI-Baureihe hat die Modularität der Maschine.

Dies kann man allerdings so nicht widerspruchsfrei im Raum stehen lassen. Etiketten wie z.B. für die Lebensmittelindustrie mit einer geringen Wertschöpfung lassen sich sicherlich nur im einstufigen Produktionsprozess der Druckmaschine inline mit dem Wickelautomaten gewinnbringend herstellen. Jedoch gibt es genügend Produkte mit aufwendiger Veredelung, die eine nachgeschaltete Konfektionierung unverzichtbar machen.

Die SRI3 ist in den Bahnbreiten 330, 430, 530 und 680 mm verfügbar. Zur Grundausstattung gehören eine Rollenabwicklung, welche mit Spleißstellensensor und/oder Makulaturfähnchensensor ausgestattet werden können. Ein Servoantrieb mit parametrisierbaren Rollenprofilen erlaubt das Abwickeln von locker gewickelten Rollen. Unmittelbar nach der Abwicklung kann ein FleyeVision-Kamerainspektionssystem oder ein System eines Drittanbieters installiert werden. Die Übernahme eines Kamera-Workflow von einer Druckmaschine ist selbstverständlich auch möglich. Wird ein Fehler erkannt und ein Stopp auf dem Inspektionstisch gewünscht, so ermöglicht der neu konstruierte Bahnspeicher einen punktgenauen Stopp bei Geschwindigkeiten bis zu 350 m/min.

TID ABG SR I halbautomatischer Wickler
SRI3 mit Rotationsstanze und halbautomatischem Wickelautomaten (Quelle: ABG)

Modularität als Priorität

Die oberste Priorität der Konstruktion der neuen SRI-Baureihe hat die Modularität der Maschine. Es ist möglich alle verfügbaren optionalen Module nachzurüsten. Als Beispiel sei hierbei die Längsschneidestation genannt. Die Scherenschnitteinheit mit manuell einstellbaren Messern kann mittels eines Autoslit-Einschubes mit automatischer Messerpositionierung aufgerüstet werden. Zunehmende Anfragen aus der Industrie, die SRI mit einer Stanzstation zu kombinieren, wurden erfolgreich umgesetzt. Mit der Umstellung auf die SRI3 kann jetzt auch eine semi-rotative Stanzstation integriert werden. Somit entstehen Synergieeffekte einer klassischen Inspektionsmaschine mit einer Weiterverarbeitungsmaschine. Ebenso wurde mehr Raum geschaffen, um das bewährte Inkjet-Eindrucksystem von REA JET nachzurüsten. Dies mit bis zu acht Druckköpfen, welche wahlweise für die Vorder- oder Rückseitenbedruckung eingesetzt werden können. Die Ansteuerung und Synchronisierung des REA JET Kennzeichnungssystems ist vollumfänglich in der Maschinensoftware der SRI 3 integriert. Dies zahlt sich gerade bei einer Wickel- und Kontrollmaschine aus, wenn unvorhersehbare Maschinenstopps durch Fehlerkennung des Kamerainspektionssystems den Druckprozess unterbrechen. Oder ein Rollenabschlag im halb- oder vollautomatischem Turret exakt zwischen zwei Nummernkreisen des sequenziellen Datendrucks erfolgen muss.

Ein innovationstreibendes Modul der SRI3 ist die Rollenaufwicklung. Die Rollenaufwicklung in Fixposition bis zu 500 mm Rollendurchmesser ist der Standard und technisch ausgereift. Eine höhere Effizienz bei Rollen mit geringeren Durchmessern bietet der weiterentwickelte halbautomatische Wickler. Mit Hilfe eines glatten Rasierklingenschnitts werden die Rollen nach vorgegebener Stückzahl oder Laufmeterzahl im Gittersteg abgetrennt. Innen- oder Außenwicklungen lassen sich durch einen geänderten Bahndurchlauf realisieren.

Die oberste Priorität der Konstruktion der neuen SRI-Baureihe hat die Modularität der Maschine.

Optional kann der Wickler mit einem Materialspeicher ausgestattet werden, so dass die Maschine beim Rollenabschlag mit reduzierter Geschwindigkeit weiterproduzieren kann. Dies ist von Vorteil, wenn ein kritischer Stanz- oder Digitaldruckprozess nach Möglichkeit unterbrechungsfrei erfolgen soll. Wer es sich noch produktiver wünscht, kann auf den bewährten vollautomatischen Vectra-Wickelautomaten aus dem Hause ABG zurückgreifen. Dieser lässt sich problemlos mit der SRI 3 verbinden.

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Das Home-Menü, ein Beispiel für die ABG Mensch-Maschine-Schnittstelle (Quelle: ABG)

Trend lange erkannt

A B Graphic hat schon seit Jahren den Trend zu hochauflösenden UV Inkjet-Drucksystemen auf Konfektioniermaschinen wahrgenommen und schon früh in seinen Pharmaetiketten-Wickelmaschinen umgesetzt. Auf der SRI3 können Druckköpfe von verschiedenen Herstellern bis zu 530 mm Druckbreite und einer Auflösung von bis zu 720 dpi installiert werden. Die Ansteuerung der Köpfe erfolgt über eine hauseigene Software. Eine vollautomatisierte Materialrückzugfunktion beim Maschinenstopp ermöglicht einen Makulatur freien Druck. Die nachfolgende Kamerainspektion des variablen Drucks greift auf denselben Datensatz des Inkjet-Systems zu. Dies ist auch die Philosophie von ABG. Eine Maschine, die möglichst alle Verarbeitungsprozesse von nur einem Hersteller mit kompletter Serviceverantwortung bietet.

Trotz der geballten Technologie darf die Maschine den Bediener nicht überfordern. Die Mensch-Maschine-Schnittstelle muss den Fähigkeiten und Ansprüchen des Personals gerecht werden. Folglich wurde bei der Neuausrichtung der SRI auch ein großes Augenmerk auf eine ergonomische Maschinenbedienung gelegt. Eine Symbolleiste des HMI zeigt die bildhaften Schaltflächen der dahinter befindlichen Programmfunktionen. Der Bediener benötigt nur wenige Kontakte auf dem Touchscreen, um die relevanten Maschinendaten einzugeben. Die Bedienung erfolgt intuitiv. Erwähnenswert ist, dass die Maschinenbedienung, sowie das Inkjet-Beschriftungssystem und das FleyeVision Kamerainspektionssystem über nur einen Monitor gesteuert werden. Selbstverständlich können bei längerer Maschinenkonfiguration zusätzliche Monitore an den neuralgischen Punkten montiert werden.

A B Graphic möchte, wie in anderen Industrien bereits vorgelebt, die Vorteile eines plattformbasierten Maschinenbaus forcieren. Als nächste Aufgabenstellung soll die Integration des hauseigenen Booklet-Feeders in die SRI3 in Angriff genommen werden. Da kann es einem um den nächsten runden Geburtstag nicht Bange werden.

Technische Daten Omega SRI3:

  • Maschinenbreite:                                          330, 430, 530 und 680 mm
  • Max. Maschinengeschwindigkeit:             bis zu 350 m/min.
  • Rollenabwicklung Ø:                                    830, 900, 1000 oder 1250 mm
  • Rollenaufwicklung Ø:                                  500, 600 oder 1000 mm
  • Aufwickelwellen Ø:                                      von 18 bis 152 mm

Verfügbare Maschinenmodule:       

  • Makulaturaufwicklung
  • Flexodruckwerke
  • voll- und semi-rotative Stanzwerke
  • Etikettenumsetzvorrichtung
  • Laminierstation
  • Etikettenspender für Multilayer-Etiketten
  • Einbringen von RFID-Inlays
  • REA JET Kennzeichnungssystem
  • hochauflösende Inkjet-Drucksysteme
  • FleyeVision Kamerainspektionssysteme
  • Längsschneidestation in den Verfahren Scheren-, Quetsch-
  • und Rasierklingenschnitt
  • automatische Schneidkantenregelung
  • halb- und vollautomatische Wickelautomaten

Klaus Nordlohne ist seit mehr als 25 Jahren in der Etikettenindustrie tätig. Seit 2013 verantwortet er den Vertrieb der Weiterverarbeitungsmaschinen und Druckbildkontrollsysteme von AB Graphic International.