Das aktuelle Statement

Alternative Bedruckstoffe und die Zukunft (2)

Yupo Produkte HDPE
Yupo In-Mold-Label aus Polypropylen auf extrusionsgeblasenen HDPE-Flaschen (Quelle: Yupo Europe GmbH)

Mit einer Altpapiereinsatzquote von ca. 75%  gilt die Papierindustrie als ein Musterbeispiel für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Die unvermeidlichen Faserverluste  in diesem Kreislauf benötigen die Zugabe frischer Fasern, um den Verlust auszugleichen. Bei einer weltweit wachsenden Nachfrage nach Zellstoff wirkt sich dies auf den Preis aus und treibt ihn nach oben.

Vor diesem Hintergrund gewinnen alternative Bedruckstoffe an Bedeutung, die nicht auf Zellstoff aus der Forstwirtschaft angewiesen sind. Welche Alternativen es heute gibt und wie der Markt dazu steht, wollte Etiketten-Labels  von führenden Herstellern und Anbietern konventioneller als auch alternativer Produkte wissen. Auch das Thema Recycling wurde beleuchtet.

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Fragen an die Marktteilnehmer:

  1. Folien bzw. Kunststoffsubstrate werden trotz hohem Nutzen in der Verpackung und Etikettierung zunehmend als Müll- bzw. Entsorgungsproblem angesehen. Sind alternative Bedruckstoffe eine Lösung und wie könnten diese in Zukunft aussehen?
  2. Worauf kann sich die Etikettenbranche einstellen? Werden Sie solche Alternativen anbieten bzw. haben Sie bereits Produkte im Verkaufsprogramm oder in der Planung?
  3. Wie schätzen Sie die Entwicklung alternativer Bedruckstoffe ein auch vor dem Hintergrund steigender Papierpreise? Bleiben sie in der Nische oder ist eine breitere Marktdurchdringung zu erwarten?
  4. Vorhandene Alternativen, beispielsweise das Graspapier, unterstützen regionale Anbieter. Kann die zunehmende Nutzung heimischer Ressourcen ein Trend sein, bzw. sich durchsetzen und damit die Warenströme verändern?
Dr. Dieter Becker (Quelle: Mitsubishi HiTec Paper)
Dr. Dieter Becker (Quelle: Mitsubishi HiTec Paper) (Bild: Barbara Franke)

Dr. Dieter Becker
Director CSR & New Business Development
Mitsubishi HiTec Paper Europe GmbH

  1. Vor dem Hintergrund globaler Probleme, wie Klimaerwärmung und Vermüllung werden ökologische Themen und Lösungen immer wichtiger. Es gibt einen eindeutigen Trend hin zu nachhaltigen, kreislauffähigen Produkten, gerade auch für Bedruckstoffe. Also nicht nur Vermeidung von Müll, sondern auch die mehrfache Wiederverwertung von Rohstoffen ist eine deutliche Anforderung der Europäischen Gemeinschaft. Faser-basierte Materialien, die schnell nachwachsen, voll recyclingfähig,  biologisch abbaubar und wasserzersetzbar sind, bilden eine hervorragende Alternative zu Folien- und Laminat-Verpackungsprodukten. Modifizierte Papierprodukte mit speziellen Funktionalitäten schicken sich an, Teilbereiche der flexiblen Verpackungen zu erobern. Noch weiter zu entwickelnde Produktlösungen können sowohl aus reinen faserbasierenden Produkten mit speziellen Fasern und adsorbierenden Füllstoffen, als auch aus wässrig beschichteten Barrierepapieren aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen.
  2. Die Antwort (auf Produkte im Verkaufsprogramm) ist ein klares ja. Die Kernkompetenz von Mitsubishi HiTec Paper ist die Herstellung von speziell beschichteten Papieren für die unterschiedlichsten Anwendungen. Alle unsere Produkte verwenden Zellstoff, den natürlichsten und nachhaltigsten Rohstoff „par excellence“ überhaupt.  Unsere neusten Entwicklungen zielen alle auf „Nachhaltigkeit“. Gerade im Etikettenbereich haben wir einige Produktanwendungen:  Seien es unsere Linerless-Thermopapiere, FSC und PEFC zertifizierte Inkjet-Etikettenpapiere oder gussgestrichene Etiketten Papiere. Hinzu kommen die seit kurzem marktreifen Barrierepapiere Barricote. Diese Papiere sind Alternativen für PE-extrudierte Verbunde oder aufwendige Laminatprodukte für die flexible Lebensmittelverpackung. Egal, ob als Primär- oder Sekundärverpackung, oder ob als Einschlagpapier, Kaschierpapier für Kartons oder zur Produktion von heißgesiegelten oder kaltverklebten Beuteln, Barricote ist die nachhaltigste  recyclingfähige Papierverpackungslösung. Wir betreiben intensive Aktivitäten, Barrieren gegen Wasserdampf, Öle und Fette, Sauerstoff und Aroma gegen Mineralölmigration sukzessive weiterzuentwickeln und zu optimieren.“Barrierepapiere sind Alternativen für PE-extrudierte Verbunde.”
  3. Auch vor dem Hintergrund gestiegener Preise (aufgrund stark gestiegener Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik) sind Papier-Lösungen im Etiketten- und Verpackungsbereich heute keine Nische, sondern etablierte und anteilig wachsende Produktbereiche. Für 2019 erhoffen wir uns eine Beruhigung in den genannten Kostenbereichen und sehen gleichzeitig mehrere Trends: Vermeidung von Verpackung wo möglich und sinnvoll, Umwidmung von Materialien (faserbasierte Materialen anstatt Kunststoff) wo möglich und sinnvoll, Nutzung der Verpackung als Marketingtool, intelligente Verpackungen, Digitaldruck und individuelle Auflagen. Vor dem Hintergrund dieser Trends wird Papier als Etiketten- und Verpackungsmaterial gestärkt. Die Umsetzung der Androhung von Strafzöllen auf nicht rezyklierbare Folienverpackungen würde die Entwicklung und Attraktivität von Papierprodukten ebenfalls unterstützen.
  4. Als Trend würde ich die Nutzung heimischer Ressourcen nicht bezeichnen sondern eher als sehr interessanten Ansatz und Bestätigung der Bereitschaft der Papierbranche, neue Rohstoffe zu suchen und auszuprobieren. Generell würde ich sagen, faserbasierende Produktlösungen halten Einzug in vielen Bereichen der Industrie. Künftig wird es eine Koexistenz zwischen wiederverwertbaren Plastikverpackungen und nachhaltigen faserbasierenden Verpackungen geben. Exotische Produktlösungen wird es immer öfter geben. Egal ob Gras- oder Steinpapier. Somit werden sich Warenströme automatisch ändern. [7799]