Labelexpo Europe 2025

Barcelona – ein heißes Pflaster für die Branche?

Der Haupteingang zur Labelexpo Europe 2025 in Barcelona (Quelle: Carolin Wacker)
Der Haupteingang zur Labelexpo Europe 2025 in Barcelona (Quelle: Carolin Wacker)

Die seit 1985 stattfindende Labelexpo Europe hat 2025 zum ersten Mal ihre Tore in Barcelona geöffnet. Nicht nur der Standort war neu – für die kommenden Messen wurde ein komplett neues Konzept angekündigt. Trotz der zeitlichen Nähe zur Drupa 2024 wurden viele neue Lösungen vorgestellt.

Wer durch die Hallen in Barcelona ging, merkte sofort: der Trend hin zum Digitaldruck zieht sich über die gesamte Branche. Digital- und Hybridmaschinen standen im Zentrum vieler Investitionspläne – und Hersteller hatten dementsprechend neue Lösungen im Angebot.

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Trends im Fokus: Digital- und Hybriddruck

Mit der neuen TauG3 präsentierte Durst eine Digitaldruckplattform, die sich durch hohe Automatisierung, automatische Druckkopfwartung und ein integriertes Registerkontrollsystem auszeichnet. Gallus stellte mit der digitalen Alpha und der hybriden Gallus Five gleich zwei neue Systeme vor. HP Indigo zeigte die neue 6K+ mit automatisierter Qualitätskontrolle. Domino führte die neue Hochgeschwindigkeits-Inkjetmaschine N410 vor, die für migrationsarme Anwendungen ausgelegt ist und sich besonders für Lebensmittel- und Pharmaverpackungen eignet. Auch andere Hersteller setzten Impulse: Screen gab mit der Konzeptmaschine Truepress 520 AQ einen Ausblick auf künftige Geschwindigkeiten und Materialvielfalt. Konica Minolta stellte die überarbeitete AccurioLabel 500 vor.

Neues aus dem analogen Bereich

Ganz ohne Neues blieb auch der analoge Bereich nicht: BroTech präsentierte mit der FF-X530 eine 8-Farben-Flexodruckmaschine, die mit KI-Unterstützung arbeitet. Nilpeter zeigte eine aktualisierte Konfiguration seiner FA-Line, die mit LED-UV-Härtung und erweiterten Automatisierungsfunktionen ausgestattet ist. Omet sorgte mit der neuen KFlex K6 für Gesprächsstoff. Ein „Cold Foil Saver“ sorgt bei der integrierten Veredelung für weniger Materialverschwendung.

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit waren allgegenwärtig. Im Fokus standen kürzere Rüstzeiten und weniger Ausschuss. Auch LED-UV-Härtung gilt inzwischen fast als Standard. Aussteller wie GEW, Hönle und IST Metz zeigten besonders sparsame und migrationsarme Systeme. Bei Materialien standen recyclingfreundliche Lösungen im Vordergrund: Asahi präsentierte wasserwaschbare Flexoplatten, Actega das On-Demand-Metallisierungssystem Ecoleaf, und Substrathersteller wie Herma, Avery Dennison und UPM Adhesive Technologies zeigten neue umweltfreundliche Haftmaterialien und PET-Liner aus Rezyklat.

Datenhandling war das Buzzword

Das Stichwort Datenhandling ist häufig gefallen. Hybrid Software zeigte, wie KI wiederkehrende Aufgaben wie Farboptimierung oder Freigaben übernimmt. Cerm stellte mit dem neuen Scheduling Optimizer ein browserbasiertes Planungstool vor, das Aufträge automatisch nach definierten Regeln anordnet, Maschinendaten zurückmeldet und so für einen durchgängigen Workflow sorgt. Esko präsentierte intelligente Layout- und Farbmanagement-Tools, die Register- und Farbkorrekturen automatisieren.

Smarte Weiterverarbeitung

In der Weiterverarbeitung setzt sich Automatisierung durch. AB Graphic präsentierte mit der neuen DigiLase Duo eine Laserstanze mit zwei Lasern. Rotocon demonstrierte mit der RDF 340 eine modulare Weiterverarbeitungslinie für Etiketten, die Stanzen, Prägung und Mehrlagenproduktion kombiniert. PrintsPaul brachte mit der neuen Jakob 800 eine Lösung für komplexe Veredelungen und präzises Laser-Cut.

Die Labelexo öffnete erstmals ihre Tore in Barcelona - das Messegelände ist einladend und modern angelegt (Quelle: Fira Barcelona)
Der Haupteingang zur Labelexpo Europe 2025 in Barcelona (Quelle: Carolin Wacker)
Der Haupteingang zur Labelexpo Europe 2025 in Barcelona (Quelle: Carolin Wacker)
Besonders am zweiten Messetag war die Labelexpo gut besucht (Quelle: Carolin Wacker)
Dario Urbinati, CEO der Gallus Gruppe, präsentiert die neue Gallus Five auf der Labelexpo Europe 2025 (Quelle: Carolin Wacker)
Marco Panzeri, Marketing Manager bei Omet, demonstrierte die neue Kflex K6 (Quelle: Carolin Wacker)
Mit diversen Lösungen öffnete sich die Labelexpo Europe 2025 bereits in Richtung Verpackungsdruck, was bei den Besuchern überwiegend gut angekommen ist (Quelle: Carolin Wacker)
Mit diversen Lösungen öffnete sich die Labelexpo Europe 2025 bereits in Richtung Verpackungsdruck, was bei den Besuchern überwiegend gut angekommen ist (Quelle: Carolin Wacker)
Am Vorabend der Messe wurde die Umbenennung der Labelexpo in Loupe (Labels and Outer Packaging Embellishment) bekannt gegeben. Damit soll die Veranstaltung breiter aufgestellt werden (Quelle: Carolin Wacker)
Auf der Messe planten Aussteller bereits ihren Stand für die Loupe Europe 2027 (Quelle: Carolin Wacker)
Für 2027 wurde die Loupe (ehemals Labelexpo) in den Oktober verschoben (Quelle: Carolin Wacker)
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Barcelona als neuer Standort

Die Stimmung auf der Messe war insgesamt positiv und von Optimismus geprägt. Am neuen Standort konnten mehr Besucher aus Frankreich, Italien und Spanien gezählt werden. Aus Deutschland waren tendenziell nur die Entscheider vor Ort. Im Vergleich zu Brüssel war dies suboptimal für Hersteller, die diesen Markt verstärkt adressieren. Das neue Messegelände sollte moderner und komfortabler sein – ein Versprechen, das nicht in allen Punkten eingehalten werden konnte. Positiv war jedenfalls die kompakte Hallenstruktur mit kurzen Laufwegen.

Klimatisierung wurde zum Problem

Besonders diskutiert wurde das Thema Klimatisierung, bei dem eine deutliche Verbesserung zur letzten Labelexpo in Brüssel versprochen wurde. In der mit Abstand größten Halle mit einigen namhaften Herstellern fiel die Klimatisierung am ersten Tag komplett aus. Mobile Klimageräte konnten die Hitze an Tag zwei nur geringfügig abfangen. Die knappen 30 °C sowie die hohe Luftfeuchtigkeit sorgten für Verärgerung: Maschinen mussten wegen Überhitzung abgestellt werden und Standpersonal wie Besucher verließen die Messe aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig.

Von Labelexpo zu Loupe – ein strategischer Schritt

Große Aufmerksamkeit erregte die Ankündigung am Vorabend der Messe: Die traditionsreiche Labelexpo wird künftig unter dem neuen Namen Loupe auftreten – ein Akronym für Labels & Outer Packaging Embellishment. Jade Grace, Managing Director von Loupe Global, erklärte: „Die Umbenennung spiegelt den Weg wider, den wir gemeinsam beschreiten, sowie den Wandel unserer Branche. Unsere Mission bleibt unverändert: Wir wollen verbinden, inspirieren und das Geschäft entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Verpackungsdrucks vorantreiben.“

Kritische Stimmen mahnten an, dass mit der Erweiterung auch eine Verwässerung und Schwächung der Marke Labelexpo drohen könnte. Wenn sich der Fokus von Etiketten löst, bestehe die Gefahr, dass die Messe in Konkurrenz zu anderen Verpackungs- und Druck-Events gerät und ihre klare Positionierung verliert.

Dennoch waren die Reaktionen überwiegend positiv und interessiert. Viele Hersteller mit breiterem Portfolio begrüßten eine Öffnung in Richtung Verpackungsdruck und Veredelung: Sie versprechen sich neue Kundengruppen und mehr Relevanz jenseits des reinen Etikettenmarktes. Auch auf der Messe war spürbar, dass das Interesse am Verpackungssegment, insbesondere an flexiblen Verpackungen, groß ist. Nick Coombes, Journalist und Branchenkenner, meinte dazu: „Die Labelexpo, wie sie war, hatte ein riesiges Potenzial. Aber sie war durch ihren Namen limitiert.“

Es bleibt spannend

Wie sich die Neuausrichtung entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die nächste europäische Ausgabe unter dem Namen Loupe Europe findet vom 5. bis 8. Oktober 2027 statt – der erneute Standort in Barcelona wurde noch nicht bestätigt. Schon während der Messe wurden zahlreiche Flächen für kommende Loupe-Veranstaltungen reserviert – ein Indiz, dass das Konzept von vielen Ausstellern mitgetragen wird. Ob Loupe den Spagat zwischen Etiketten-Spezialisierung und breiterem Verpackungsfokus meistert, bleibt spannend.