Wie Software helfen kann

EUDR macht Transparenz zur Pflicht

Mit geobasierten Daten kann identifiziert werden, woher Ressourcen stammen und unter welchen Bedingungen sie geerntet und verarbeitet wurden (Quelle: Osapiens)
Mit geobasierten Daten kann identifiziert werden, woher Ressourcen stammen und unter welchen Bedingungen sie geerntet und verarbeitet wurden (Quelle: Osapiens)

Die Etiketten- und Verpackungsindustrie steht vor einem Umbruch – ausgelöst durch eine Verordnung, die die Ursprünge von Rohstoffen ins Zentrum regulatorischer Kontrolle rückt. Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) stellt bestehende Strukturen auf den Prüfstand. Der Beitrag erläutert, wie Software helfen kann, worauf es ankommt, und wirft den Blick auf eine entsprechende Lösung – von Carolin Wacker

Ab dem 30. Dezember 2025 verlangt die EUDR von betroffenen Unternehmen den systematischen Nachweis, dass ihre Produkte nicht aus einem entwaldeten Gebiet stammen. Zudem müssen sie in Einstimmung mit den Rechtsvorschriften des Ursprungslandes hergestellt worden sein, zum Beispiel in Bezug auf Landnutzung oder Menschenrechte.

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Umfassende Nachweispflichten
Betroffen sind Marktteilnehmer, die Produkte mit relevanten Rohstoffen oder aus diesen hergestellte Erzeugnisse in Verkehr bringen oder ausführen. Sie sind künftig verpflichtet, Herkunft, Legalität und Nachhaltigkeit jeder einzelnen Charge zu dokumentieren. Darunter fallen unter anderem Papier und Halbstoffe aus Holz sowie gedruckte Produkte. Somit sind nahezu alle Hersteller von Etikettenmaterialien, Druckträgern oder Verpackungskomponenten betroffen.

Nur Produkte, deren Ursprungsflächen nach dem Stichtag 31. Dezember 2020 nicht von Entwaldung oder Waldschädigung betroffen waren, werden für den EU-Markt oder den Export aus der EU zugelassen. Bei Nichteinhaltung drohen empfindliche Sanktionen. Dazu zählen Geldbußen von bis zu vier Prozent des Umsatzes und die Beschlagnahmung der betroffenen Produkte.

Strukturierte Daten für jede Charge
Die Erfüllung der EUDR ist ein digitales Mammutprojekt –gefordert ist nichts weniger als die systematische Erhebung, Bewertung und Bereitstellung riesiger, oft unstrukturierter Datenmengen:

  • Geobasierte Daten: Mit diesen kann genau identifiziert werden, woher die Ressourcen für ein Produkt stammen und unter welchen lokalen Bedingungen diese geerntet und verarbeitet wurden. Sie sind die Grundlage für die Bewertung des Entwaldungsrisikos.
  • Administrative Daten: Dazu zählen Zertifikate, Nachweise und Dokumente zur Lieferkette selbst, die für die Überprüfung der Konformität relevant sind.

Viele Druckereien kämpfen damit, diese Daten zusammenzutragen und systematisch aufzubereiten. Oft sind Informationen über die Rohstoffherkunft über mehrere IT-Systeme, Teams und Kontinente verstreut. Verlässliche Geokoordinaten, legale Produktionsnachweise oder Erntezeitpunkte liegen selten strukturiert vor. Doch genau diese Informationen machen den Kern der EUDR-Konformität aus. Sie müssen nicht einmalig, sondern transaktionsbezogen erfasst werden – für jede Charge.

Softwarelösungen schaffen Abhilfe
Ohne spezialisierte Softwarelösungen ist die Umsetzung kaum zu bewältigen: Die Validierung und Dokumentation von Informationen wie Geokoordinaten, Erntezeitpunkten oder Legalitätsnachweisen über internationale Lieferketten hinweg übersteigt die Möglichkeiten manueller Prozesse.

Softwarelösungen ermöglichen nicht nur die strukturierte Erfassung großer Datenmengen, sondern übersetzen diese auch in standardisierte, prüfbare Formate. Durch automatisierte Prozesse lassen sich Sorgfaltserklärungen effizient generieren, mit relevanten Metadaten verknüpfen und direkt an das EU-Meldesystem übermitteln.

Gemeinsame Schnittstelle für alle Beteiligten

Der Osapiens Hub for EUDR, die Lösung des Mannheimer Unternehmens Osapiens, ermöglicht beispielsweise die Integration aller relevanten Datentypen und Prozesse in einer einheitlichen Umgebung. Dies sorgt für eine effizientere Datenerfassung und -verarbeitung, da alle Beteiligten – von Lieferanten über Zertifizierungsstellen bis hin zu internen Abteilungen – über eine gemeinsame Schnittstelle zusammenarbeiten können. Eine kostenfreie Farmer-App erleichtert die Erfassung von Geolokationsdaten, insbesondere für Kleinbauern außerhalb der EU. Hier können sie Geolokalisierungsdaten eingeben, die mit der passenden Lieferung verbunden werden können. So müssen Lieferanten nicht mit verschiedenen Tools über verschiedene Plattformen hinweg arbeiten.

Sobald alle Daten und Nachweise vorliegen, erstellt die Software automatisch die sogenannte Sorgfaltserklärung (Due-Diligence-Statement). Diese wird direkt an das EU-Informationssystem übermittelt und erfüllt damit die gesetzlich geforderte Nachweispflicht.

Effizienz durch KI
Neben Struktur und Skalierbarkeit ist es insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, der EUDR-Softwarelösungen leistungsfähig macht. KI-Module analysieren eingehende Lieferantendaten, identifizieren Risiken, schlagen kontextbasierte Maßnahmen vor und priorisieren Fälle nach Relevanz. Dabei wird der gesamte Prüfprozess so weit automatisiert, dass Nachhaltigkeitsverantwortliche nur dann aktiv werden müssen, wenn das System Auffälligkeiten erkennt. Das entlastet die Verantwortlichen und verwandelt Datenfluten in steuerungsrelevante Erkenntnisse.

Modular aufgebaute Systeme erfassen Daten zentral und machen sie mehrfach nutzbar – etwa für Risikoanalysen oder Nachhaltigkeitsberichte (Quelle: Osapiens)
Modular aufgebaute Systeme erfassen Daten zentral und machen sie mehrfach nutzbar – etwa für Risikoanalysen oder Nachhaltigkeitsberichte (Quelle: Osapiens)

Daten schaffen Entscheidungskompetenz

Unternehmen, die in entsprechende Lösungen investieren, schaffen nicht nur Rechtssicherheit. Sie gewinnen Transparenz und Steuerungsfähigkeit über Lieferketten, die zuvor eine Blackbox waren. Was auf den ersten Blick wie ein rein technisches Werkzeug erscheint, entfaltet in der Praxis strategische Wirkung: Langfristig lassen sich auf dieser Basis datengetriebene Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln. Wer die Performance der Lieferkette datenbasiert versteht, kann gezielt in Partnerschaften, Regionen oder Technologien investieren, um Umwelt- und Sozialstandards aktiv zu verbessern.

Synergien über die EUDR hinaus
Viele Unternehmen sind nicht nur von der EUDR betroffen. Auch Richtlinien wie das EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) verpflichten sie zu Transparenz in Lieferketten und eigenen Geschäftsbereichen. Meist ist es sinnvoll, auf eine Plattform zu setzen, die mehrere Lösungen integriert.

Viele der erforderlichen Daten werden für die Umsetzung mehrerer Anforderungen benötigt.  Modular aufgebaute Systeme erfassen diese Daten zentral als „Single Source of Truth“ und machen sie mehrfach nutzbar – etwa für Risikoanalysen oder Nachhaltigkeitsberichte. Das senkt Redundanzen, erhöht die Datenqualität und reduziert langfristig den Aufwand für ESG-Reporting.

Mit dem Osapiens Hub zum Beispiel stehen 25 Module zur Verfügung, die von Nachhaltigkeitsreporting über Lieferkettentransparenz bis hin zu smartem Wartungsmanagement reichen. Die Module greifen auf eine gemeinsame Datenbasis zu, lassen sich flexibel kombinieren und mit dem Bedarf des Unternehmens skalieren. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher datenbasierter Ansatz für die Steuerung gesetzlicher Anforderungen und unternehmerischer Nachhaltigkeit.

Impuls für datenbasierte Transformation

Die EUDR ist weit mehr als ein neues Regelwerk – sie ist ein Signal für eine neue Ära datenbasierter Lieferkettenverantwortung. Für die Etiketten- und Verpackungsbranche bedeutet das: Nur wer rechtzeitig in digitale Strukturen investiert, kann die enormen Datenanforderungen erfüllen, regulatorische Sicherheit schaffen und operative Effizienz steigern. Softwarelösungen bieten dabei nicht nur die nötige technische Grundlage, sondern öffnen auch den Weg zu einer strategisch fundierten, nachhaltig ausgerichteten Unternehmensführung. Wer jetzt handelt, wird nicht nur compliant – sondern zukunftsfähig.

Diese EUDR-Fristen sollten Sie kennen

29. Juni 2023 Die EUDR tritt offiziell in Kraft Der Übergangzeitraum bis zur Anwendung war ursprünglich auf 18 Monate angesetzt, wurde 2024 jedoch um weitere 12 Monate verlängert
30. Dezember 2025 Start der Umsetzungspflichten für große Unternehmen Hersteller mit über 250 Mitarbeitenden oder mehr als €50 Mio. Jahresumsatz müssen für jede Charge nachweisen, dass sie keine Entwaldung fördern
30. Juni 2026 Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) müssen nachziehen Betriebe mit 10-249 Mitarbeitenden oder einem Umsatz von €2–50 Mio. fallen dann unter die EUDR. Auch Kleinstunternehmen (<10 Mitarbeitende) können betroffen sein, wenn sie Importeure sind