Aktuelles aus dem VskE

CELAB – Der Weg zur Kreislaufwirtschaft für Haftetiketten

Ende 2019 stellte die Europäische Kommission den European Green Deal vor mit dem Ziel, dass Europa bis 2050 als erster Kontinent klimaneutral wird. Im Zuge dessen sollen die CO2-Emissionen reduziert und eine kreislauforientierte Wirtschaft umgesetzt werden. Dazu sollen vermehrt nachhaltige Energiequellen erschlossen und das Recycling von Abfällen forciert werden. Von Dr. Joseph Adelsberger*

In der Etikettenindustrie und bei der Verspendung der Etiketten bei Endnutzern fallen Linerabfälle, basierend auf silikonisierten Papieren und Folien, an. Ferner entstehen bei der Produktion von Etiketten sogenannte Gitterabfälle – auch Matrixabfälle genannt. Mit Fokus auf diese Abfallgruppen wurde CELAB Europe gegründet.

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In CELAB (Circular Economy for Labels) Europe arbeiten Unternehmen in der Wertschöpfungskette für selbstklebende Etiketten zusammen und teilen eine Vision: Die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft in der Selbstklebeetikettenindustrie! Dafür sollen Lösungen für das Recycling von Trägermaterial und Gitterabfällenbekannt gemacht werden, um mindestens 75 % dieser Materialien bis 2025 recyceln zu können.

Mengenanteile von Linertypen an Gesamtlineraufkommen; (rechts) Mengenanteile von Matrixtypen an Gesamtmatrixaufkommen. Quelle: FINAT / CELAB-Europe Data Mining Workstream
Mengenanteile von Linertypen an Gesamtlineraufkommen; (rechts) Mengenanteile von Matrixtypen an Gesamtmatrixaufkommen. Quelle: FINAT / CELAB-Europe Data Mining Workstream

CELAB und der VskE

Der VskE wirkt bei CELAB Europe mit und ermöglicht es ausgewählten Verbandsmitgliedern in den Arbeitsgruppen mitzuarbeiten. Dadurch sollen das etikettenspezifische Know-how zu Liner- und Gitterabfällen und die Bedürfnisse von Etikettenherstellern bei CELAB Europe eingebracht werden. Ein Vertreter des VskE in der CELAB Arbeitsgruppe zu Recyclinglösungen ist Dr. Joseph Adelsberger von der Schreiner Group GmbH & Co. KG, der auf der VskE-Frühjahrstagung in Altensteig-Wart einen Abriss zum Stand der Technik von Recyclinglösungen gab.

Er zeigte auf, dass die Masse an Liner- in Europa die der Matrixabfälle deutlich überwiegt (siehe Abb. 2, Quelle https://celab-europe.org/wp-content/uploads/2023/06/CELAB-Europe-presentation-v.-May-2023-website.pdf ), wobei Papiermaterialien in beiden Abfallarten überwiegen.

Für alle Arten von Linerabfällen existieren zumindest in Zentraleuropa Recyclingmöglichkeiten. Papierlinerabfälle können entweder in separaten Recyclingströmen aber auch gemeinsam mit anderen Papieren aufgeschlossen und daraus neue Papierprodukte als auch -Liner gefertigt werden. Kunststoffliner werden typischerweise regranuliert und in der Herstellung von neuen Folienprodukten beigemischt. Für alle Linertypen besteht auch die Möglichkeit, die Materialien zur Herstellung von Mischprodukten zu verwenden, wobei das Recycling im Zuge der Idee zur Kreislaufwirtschaft zur bevorzugen ist.

Wenig Erfahrungen bislang

Bei Gitterabfällen existieren aufgrund ihrer Zusammensetzung zusätzliche Herausforderungen bei der Recyclingfähigkeit. Die Obermaterialien von selbstklebenden Etikettenverbünden bestehen aus unterschiedlichsten Papier- oder Folienlagen sowie Haftklebstoffen oder auch Farb- und Lackresten. Viele Recyclinganbieter haben bisher keine Erfahrung mit dieser Abfallart in großem Maßstab sammeln können und möchten sich erst von der Recyclingfähigkeit überzeugen. Deshalb ist ein Kernpunkt der Arbeit in der Arbeitsgruppe von Recyclinglösungen, mögliche Anbieter und deren Recyclingtechnologien zu evaluieren. Speziell für papierbasierte Gitterabfälle, die den Hauptanteil im dazugehörigen Abfallaufkommen ausmachen, konnte CELAB Europe erst wenige Anbieter identifizieren. Es existieren jedoch, ähnlich wie bei Linerabfällen, Recyclingangebote, in denen die Gitterabfälle zu Mischprodukten weiterverarbeitet werden können.

Dr. Joseph Adelsberger zeigte in seinem Vortrag auf, dass CELAB Europe sich deshalb für 2023 vorgenommen hat, weitere Linerrecyclinganbieter in europäischen Ländern mit schwacher Abdeckung zu identifizieren. Ferner steht die Recherche und Verifikation nach weiteren Gitterrecyclinganbietern im Fokus der kommenden Tätigkeiten. Im Anschluss an den Vortrag bei der VskE-Frühjahrstagung rief Ralf Drache in seiner Funktion als Steuerkreismitglied von CELAB Europe weitere Etikettenhersteller zur Teilnahme am Konsortium auf.

Empfehlenswerte Marktstudien

Allen interessierten Lesern sei das Informationsmaterial auf der Homepage von CELAB Europe ans Herz gelegt (Quelle: https://celab-europe.org/ ). Dort finden Sie Marktstudien zum Lineraufkommen, White Paper zum Linerrecycling und im Pressecenter Statusmeldungen und Ankündigungen. Sehr empfehlenswert ist die interaktive Landkarte mit Recyclinganbietern, in der Sie nach Abfalltypen und Land filtern können und auf diese Weise die Kontaktdaten der Anbieter erhalten. Zudem erfahren Sie dort, welche Endprodukte aus Ihren Liner- oder Gitterabfällen hergestellt werden und welche Mindestmengen und Konfektionierung von Anbietern gefordert wird.

*Dr. Joseph Adelsberger ist seit Mai 2015 für die Schreiner Group GmbH & Co. KG als Teamleiter in der Forschung und Entwicklung für Basistechnologien tätig. In den vergangenen Jahren arbeitete er zudem verstärkt an Nachhaltigkeitsthemen, wozu er nun auch bei CELAB Europe über den VskE beiträgt.