Interview „Frauen in der Etikettenbranche“ (3)

Friederike Heckmann – Leidenschaft für Grafik- und Druckprodukte

Friederike Heckmann, Geschäftsführerin, Kemna Druck Kamen: „Das Thema „Ouote“ ist für uns als Handwerksunternehmen unrelevant.“
Friederike Heckmann, Geschäftsführerin, Kemna Druck Kamen: „Das Thema „Ouote“ ist für uns als Handwerksunternehmen unrelevant.“ (Quelle: Kemna Druck Kamen)

Friederike Heckmann ist Geschäftsführerin der Firma Kemna Druck Kamen. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl unterschiedlichster Druckprodukte und ist zudem in der Etikettenbranche tätig. Im Interview mit Etiketten-Labels stellte sie das Unternehmen vor und präsentierte sich als junge, moderne und innovative Unternehmerin.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und Ihre Position.
Friederike Heckmann: Wir sind Kemna Druck Kamen. Wir sind 8 Familienmitglieder mit 20 Angestellten. Unser Familienbetrieb mit Sitz in Kamen, kümmert sich um Druckprodukte jeglicher Art, unser Schwerpunkt liegt im Digitaldruck sowohl im Bogen- als auch im Rollenbereich. Aber auch im Lettershop und der Werbetechnik mit Fahrzeugbeschriftungen und Innenraumgestaltungen sind wir vertreten. Mein Bruder und ich haben den Betrieb Anfang 2020 von unserer Mutter sowie unseren Onkel übernommen und führen den Betrieb in 3. Generation. Ich leite das Büro sowie alle kaufmännischen Angelegenheiten.

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Wie kamen Sie dazu?
Friederike Heckmann: Bereits in der Schulzeit habe ich eine Leidenschaft für Grafik- und Druckprodukte entwickelt. Daher habe ich mich sehr früh für den Weg in unseren Familienbetrieb entschieden. Inzwischen bin ich seit mehr als acht Jahren Vollzeit im Betrieb tätig und habe schrittweise die Verantwortung von meiner Mutter für den Betrieb übernommen, bis die Geschäftsführung 2020 an meinen Bruder und mich überging.

Haben Sie eine Ausbildung in der Druckbranche gemacht oder sind Sie „Seiteneinsteigerin“?
Friederike Heckmann: Sowohl das Fachabitur als auch meine Ausbildung habe ich mit dem Schwerpunkt Mediengestaltung abgeschlossen. Da ich hier im Betrieb aufgewachsen bin und auch schon von Anfang an viel Verantwortung übernehmen durfte – ist mir der Geruch von Druckerschwärze und Papier wahrscheinlich schon mit der Muttermilch ins Blut übergegangen.

„Die in der Politik heiß diskutierte Quote kommt bei uns hier bei den Mittelständlern, Kleinunternehmen bzw. Familienbetrieben nicht an.“

Thema Quote: Wie stehen Sie zu diesem Thema? Und welche Bedeutung hat die Quote in Ihrem Umfeld?
Friederike Heckmann: Das Thema „Ouote“ ist für uns als Handwerksunternehmen unrelevant. Die in der Politik heiß diskutierte Quote kommt bei uns hier bei den Mittelständlern, Kleinunternehmen bzw. Familienbetrieben nicht an.

Ganz in Familienhand, Kemna Druck Kamen (v.l): Tanja Heckmann – Abteilungsleitung Lettershop; Martin Heckmann, Geschäftsführer, Druckermeister; Patrick Heckmann, Leitung Vertrieb; Friederike Heckmann, Geschäftsführerin, Mediengestalterin (Quelle: Kemna Druck Kamen)
Ganz in Familienhand, Kemna Druck Kamen (v.l): Tanja Heckmann – Abteilungsleitung Lettershop; Martin Heckmann, Geschäftsführer, Druckermeister; Patrick Heckmann, Leitung Vertrieb; Friederike Heckmann, Geschäftsführerin, Mediengestalterin (Quelle: Kemna Druck Kamen)

Haben Sie als Führungskraft/Unternehmerin schon Erfahrung damit gemacht, dass Geschäftspartner oder Kunden nicht mit Frauen in Führungspositionen umgehen können?
Friederike Heckmann: Bisher bin ich dort eher auf Probleme aufgrund meines jungen Alter gestoßen, bei denen ich nicht ernst genommen wurde. Aber natürlich gibt es auch den ein oder anderen aus der älteren Generation, der sich Frauen schlecht in der Geschäftsführung vorstellen kann, mit dem man aber nur flüchtig Kontakt hat.

Glauben Sie das die Vereinbarkeit von Familie und Karriere auch heute noch die Hauptschwierigkeit ist, Frauen in Führungspositionen zu sehen?

Friederike Heckmann: Ich bin selbst jung Mutter geworden und habe zwei Jungs im Alter von 2 und 5 Jahren. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mit Sicherheit herausfordernd. Kann aber bei uns in den ländlichen Gebieten durch Kitas und Randzeitenbetreuung relativ gut aufgefangen werden. Ich sehe das Problem aber nicht allein als ein „Frauen-Problem“ an, sondern eher als Problem für die komplette Familie. Aufgrund von der Bezahlung, Position und Verantwortung im Unternehmen entscheiden sich Eltern oft dafür das der schlecht verdienende Elternteil Zuhause bleibt und die Kinder versorgt, damit auch der Unterhalt der Familie weiterhin gesichert ist. In den meisten Fällen ist das nun mal die Frau.  Das drängt auch uns Frauen in eine Rolle, die uns zum Teil auch unglücklich macht. Zudem muss die gesellschaftliche Anerkennung für diese Modelle noch stark wachsen.

Corona betrifft uns alle. Wie hat sich Corona auf Ihren Alltag zwischen Familie und Betrieb ausgewirkt?

Friederike Heckmann: Corona hat uns mit Sicherheit alle vor viele Probleme gestellt. Aber derzeit fühlen wir uns als Familie hinten angestellt und vernachlässigt. Gerade im ersten Lockdown war es für uns und unsere Mitarbeiter sehr schwierig, für alle Familien passende Lösungen zu schaffen. Dabei denke ich, dass es essentiell wichtig ist, für alle Familien Sicherheit zu schaffen und eine gute Betreuung zu gewährleisten. Nur so kann die Wirtschaft wieder angekurbelt werden und auch anstehende Projekte in Betrieben umgesetzt werden.

„Dabei denke ich, dass es essentiell wichtig ist, für alle Familien Sicherheit zu schaffen und eine gute Betreuung zu gewährleisten.“

Welche Veränderungen/Verbesserungen wünschen Sie sich, um einen höheren Anteil von weiblichen Führungskräften zu erreichen?
Friederike Heckmann: Mein Wunsch ist, dass Familien gerade in der ersten Zeit nach Geburt, Adoption, etc. besser unterstützt werden. Das man nicht aufgrund des Geldes entscheiden muss, wer Zuhause bleibt. Sondern dass jede Familie das für sich passende Modell finden kann. Es darf kein Ausnahmefall mehr sein, dass auch Väter in Elternzeit gehen, damit Frauen/Mütter Ihrem Beruf bzw. Ihrer Karriere nachgehen können.

Wo liegen Ihre Ziele für das Unternehmen in den nächsten Jahren?
Friederike Heckmann: Unser Fokus liegt im digitalen Etikettendruck, den wir zur Zeit stark voran treiben. Wir entwickeln uns stetig weiter, sind für Problemstellungen offen und schaffen Lösungen. Das werden wir weiter ausbauen und offen für neue Technik sein sowie diese ausprobieren.