Nach 50 Jahren in der Etikettenbranche

Karl Fust – ein Visionär geht in den Ruhestand

Fast 50 Jahre seines Berufslebens hat Karl Fust in der Etikettenbranche verbracht und dabei viele Meilensteine der Industrie hautnah erlebt (Quelle: Chromos)
Fast 50 Jahre seines Berufslebens hat Karl Fust in der Etikettenbranche verbracht und dabei viele Meilensteine der Industrie hautnah erlebt (Quelle: Chromos)

In den zurückliegenden fünf Jahrzehnten hatte die Etikettenindustrie ein erstaunliches Wachstum zu verzeichnen und durchlief so manche technische Revolution. Diese Zeit hat Karl Fust hautnah erlebt und einige Entwicklungen zum Teil sogar mit seiner Arbeit beeinflusst.

Fast 50 Jahre seines Berufslebens hat Karl Fust in der Etikettenbranche verbracht und dabei viele Meilensteine der Industrie hautnah erlebt (Quelle: Chromos)
Fast 50 Jahre seines Berufslebens hat Karl Fust in der Etikettenbranche verbracht und dabei viele Meilensteine der Industrie hautnah erlebt (Quelle: Chromos)

Jeweils mehr als 20 Jahre war er für die beiden Schweizer Unternehmen Gallus und Chromos tätig. Eine dritte Linie seiner beruflichen Tätigkeit bildet die eigene Firma KFM (Karl Fust Marketing). Anfang 2018 beendete er nach mehr als 20 Jahren Führungsverantwortung bei der Chromos-Gruppe seine operative Tätigkeit.

Anzeige

Ein Maschinenbaustudium bildete für Karl Fust das Rüstzeug, als er seine berufliche Karriere 1970 beim Druckmaschinenhersteller Gallus startete. In dieser Boom-Phase der Industrie baute Karl Fust beispielsweise das Nordamerika-Geschäft von Gallus auf. In Sachen Technologie erlebte der Rotationsbuchdruck in den 1970er und 1980er Jahren eine starke Phase. In Kombination mit der damals aufkommenden UV-Härtung bot das Verfahren neue Möglichkeiten, so dass die Nachfrage nach den Maschinen von Gallus rapide stieg. Für Karl Fust als Mitglied der Geschäftsleitung stellten die imposanten Verkaufszahlen jedoch nur die eine Seite der Medaille dar. Dem stand die Verantwortung über 300 Mitarbeiter in St. Gallen sowie die umfassende operative Leitung inklusive Fertigung, Montage, Kundendienst und Drucktechnik gegenüber.

Sreeny und die Flachstanze

In diese Zeit fiel auch die Entwicklung der Screeny-Technologie, die er vom Beginn bis zur Marktreife begleitet hat. Ein weiteres Beispiel aus dieser Zeit, das die Fertigungstechnik maßgeblich veränderte und an dem Karl Fust ebenfalls mitgewirkt hat, war 1975 die Entwicklung der Flachstanze. Die Stanzblech-Technologie, die zusammen mit der Firma Rotometrics entwickelt wurde, folgte kurz danach.

Eine wichtige Facette seiner Zeit bei Gallus war für Karl Fust die Beschäftigung mit dem Thema der systematischen Führung. Besonders anschaulich wird das dokumentiert durch seine Mitwirkung am 1984 veröffentlichten Fachbuch mit dem Titel „Führung und Systeme in der Ferd. Rüesch AG, St. Gallen“, für das er in seiner Freizeit wesentliche Abschnitte geschrieben hat.

Dass Karl Fust nach über 20 erfolgreichen Jahren Gallus im guten gegenseitigen Einverständnis verlassen hat, war einerseits eine Folge von personellen Veränderungen innerhalb des Unternehmens. Zum anderen regte sich in ihm aber auch der Wunsch, nach so langer Zeit eine neue Herausforderung zu suchen. Deshalb gründete er 1992 seine eigene Firma Karl Fust Marketing (KFM), die bis heute besteht.

Der Eintritt in die Chromos-Gruppe stellte eine einschneidende Veränderung dar. 26 Jahre lang war für Karl Fust für ein exportorientiertes Schweizer Unternehmen auf dem gesamten Weltmarkt unterwegs gewesen. Nun bestand seine Aufgabe plötzlich darin, einen regionalen Markt mit Handelsprodukten zu bedienen. Da er den Bereich der Investitionsgüter verantwortete, musste er sich in so manche Materie einarbeiten, die für ihn bis dato unbekannt war. Die neue Situation sah im ersten Moment nach einer Einschränkung aus, entpuppte sich bei näherer Betrachtung aber als Horizonterweiterung.

Namensschilder: Sichtbare Reminiszenz der intensiven Kontaktpflege, für die Karl Fust unzählige Veranstaltungen besucht hat (Quelle: Chromos)
Namensschilder: Sichtbare Reminiszenz der intensiven Kontaktpflege, für die Karl Fust unzählige Veranstaltungen besucht hat (Quelle: Chromos)

Entwicklungen im Ansatz erkannt

Zu den Fähigkeiten von Karl Fust zählt, dass er technische Entwicklungen oft schon im Ansatz erkennt. Das führte mehr als einmal dazu, dass er Projekte wie Laser-Stanzung oder hybride Druckmaschinen zu einer Zeit initiiert hat, als der Markt dafür noch nicht reif war. Im Bereich des Flexodrucks hat Karl Fust beispielsweise die Möglichkeiten des seinerzeit ungewöhnlichen Konzeptes erkannt, das die Firma Gidue mit der Flower-Technologie entwickelt hatte. Eine ähnlich Entwicklung fand beim Einstieg von Chromos in den Etikettendruck mit Inkjet statt. „Die ersten Kontakte zu Jetrion und die Anfangsphase waren vielversprechend. Als sichtbar wurde, dass die beiden Partner nicht optimal zusammenpassten, erfolgte auch hier sehr schnell der Wechsel zu einem neuen Hersteller – in diesem Fall zu Durst“, erinnert sich Karl Fust. Auch diese Verbindung hat sich über die letzten Jahre überaus erfolgreich entwickelt.

Seit einigen Jahren hat sich Karl Fust schon mit der Frage beschäftigt, welche Zukunft ein Unternehmen wie Chromos aufgrund der aktuellen Marktentwicklung erwartet. Einen tiefgreifenden Wandel wird die Branche vor allem durch die weiter zunehmende Globalisierung erleben. Der stärkste Wettbewerb wird voraussichtlich aus Asien kommen. Für ein Handelshaus im Stile von Chromos bedeutet das, die Aspekte Service, technischer Support und Beratung konsequent zu perfektionieren. Gleichzeitig sieht er eine wachsende Notwendigkeit für mehr internationale Zusammenarbeit. Naheliegend sind für ihn in Zukunft beispielsweise Kooperationen zwischen europäischen und asiatischen Herstellern, wie sie seit längerem bereits in der Automobilindustrie zu beobachten sind. Auch Chromos wird sich nach Ansicht von Karl Fust verstärkt damit beschäftigen müssen, mit kompetenten Partnern zu kooperieren.

Eine Entwicklung der Branche sieht Karl Fust beim Rückblick auf die letzten Jahre mit wachsender Besorgnis. Technologische Argumente treten beim Verkauf von Produkten immer stärker in den Hintergrund. Während früher technische Merkmale wie Registerverhalten, Bahnführung, Produktivität, etc. typische Kriterien für eine Kaufentscheidung waren, gilt die Frage heute fast nur noch der Höhe des Preisnachlasses. Die Werterhaltung der Argumente und die seriöse Kalkulation verflüchtigen sich augenblicklich mit dem Beginn der Preisverhandlung. Unter den vielen positiven Erinnerungen ist dies der einzige Wermutstropfen, wenn Karl Fust auf seine fast 50 aktiven Jahre in der Etikettenindustrie zurückblickt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.